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Biologie
zum großen See, aber auch Fließ- gentlich auch kleine Wasservögel schwemmungsflächen oder in klei-
gewässer vom Oberlauf bis hinab und Säugetiere wie Mäuse oder ne Gräben und Nebengerinne, wo
in die küstennahe Brackwasserre- Bisamratten stehen auf dem Spei- die klebrigen Eier an Wasserpflan-
gion. „Der Hecht ist beispielge- seplan. Die Durchschnittsgröße zen angeheftet werden. Solche für
bend für die vielen Fischarten, die eines Hechtes liegt zwischen 50 seine Vermehrung notwendigen
zur Fortpflanzung auf intakte Ufer- und 100 Zentimetern. Weibliche Flächen sind typischerweise im
und Auenbereiche entlang der Ge- Frühjahr überschwemmte Wiesen
wässer angewiesen sind. Nur Hechte können jedoch 1,30 Meter der Flussauen, aber auch die
wenn solche naturnahen Lebens- überschreiten und über 20 Kilo- Flachwasserzonen und Über-
räume erhalten bleiben oder wie- gramm schwer werden. schwemmungsbereiche unserer
derhergestellt werden, können die Der Hecht ist ein standorttreuer Seen. Durch Trockenlegung von
Bestände des Hechtes sowie vieler Raubfisch. Er lauert gerne in Ufer- Wiesen und das Ausbleiben von
weiterer Fischarten zukünftig in nähe regungslos auf seine Beute, Frühjahrsüberschwemmungen in-
unseren Flüssen erhalten wer- die er im blitzschnellen Vorstoß folge von Regulierungsmaßnah-
den“, sagte die Präsidentin des ergreift. Als Einzelgänger versteckt men sind geeignete Laichplätze
Bundesamtes für Naturschutz, er sich gerne zwischen Wasser- selten geworden. Hinzu kommt
Prof. Beate Jessel. Erfolgreiche pflanzen, Baumwurzeln, an Schilf- der Verlust an geeignetem Lebens-
Renaturierungsmaßnahmen zei- kanten oder Uferböschungen. raum im Zuge der Uferbegradi-
gen, dass es gelingen kann, nicht Dort ist er durch seine grüne bis gung und Verbauung. Insbesonde-
nur dem Hecht, sondern auch bräunliche, durch gelbe Bänder re die Jungfische sind auf die sich
zahlreichen anderen Tier- und durchbrochene Färbung ausge- schnell erwärmenden Flachwas-
Pflanzenarten wieder neuen Le- zeichnet getarnt. serbereiche mit ihrem großen
bensraum zu geben. Zur Laichzeit im zeitigen Frühjahr Nahrungsangebot angewiesen.
„Besatzmaßnahmen durch Angelfi- zieht der Hecht in krautreiche
scher und Vereine sind auf Dauer Flachwasserbereiche der Über- Trotz der weiten Verbreitung sind
keine Lösung. Aber sie helfen bei die Bestände des Hechts daher in
der Bestandsentwicklung in beein- vielen Gewässern gering. In der
trächtigten Gewässern“, ergänzte Roten Liste wird der Hecht als
Happach-Kasan. „ungefährdet“ eingestuft, der
Hintergrund: Der Hecht langfristige Bestandstrend zeigt
(Esox lucius) jedoch einen mäßigen Rückgang
der Bestände. Vorrangiges Ziel ist
Der Hecht zählt zu den bekanntes- es daher, die Gewässer und ihre
ten heimischen Fischarten. Er be- Auen auch für den Hecht wieder in
siedelt stehende Gewässer vom einen naturnahen Zustand zu brin-
kleinen Tümpel bis zum großen gen. Intakte Flussauen brauchen
See, aber auch Fließgewässer vom eine natürliche Überschwem-
Oberlauf bis hinab in die küsten- mungsdynamik. Wo es möglich ist,
nahe Brackwasserregion. müssen ehemalige Auen wieder
zurückgewonnen werden. Dies ist
Der Hecht kann mit seinen zahlrei- gleichzeitig ein Beitrag zum Hoch-
chen spitzen, nach hinten geboge- wasserschutz.
nen Zähnen hervorragend Beute
packen: Fische aller Art, auch eige- Berlin/Bonn, 9. Oktober 2015
ne Artgenossen, Frösche, gele-
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